Franziska Stürmer
Literaturwissenschaftlerin
Redaktion des Jahrbuchs und der Buchreihe des Kulinaristik-Forums
Ihre Auffassung von Kulinaristik in einem Satz:
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Welche der Themen, mit denen Sie sich bisher beschäftigt haben, berühren kulinaristische Perspektiven? Worum geht es da?
Als Literaturwissenschaftlerin habe ich mich mit dem „Essen“ in seinen Bedeutungsebenen – als Mahlzeitensituation, Nahrungsaufnahme, kulturelle Handlung etc. – in der Literatur und im Film beschäftigt. Bei Thomas Mann etwa ist jede erzählte Esssituation aufgeladen mit den verschiedensten Bezügen innerhalb des Textes, aber auch verweisend auf den kulturellen und historischen Entstehungszusammenhang. Hier liegt meines Erachtens eine der wichtigsten Aufgaben der kulinaristisch informierten Literaturwissenschaft: wir müssen einen Weg finden von der traditionellen Motivanalyse hin zu einer kulturellen, historischen und soziologischen Kontextualisierung des „Essens“ in der Literatur.
Welchen Beitrag kann die kulinaristische Perspektive auf das alltägliche Essverhalten Ihrer Meinung nach leisten?
Zum Essen gehört viel mehr als nur das, was auf dem Teller liegt, zu verzehren. Die kulinaristische Perspektive hilft, die Omnipräsenz des Essens als Kulturgut, als Symbol, aber auch ganz handfest als Wirtschaftsfaktor und Handelsgut im Blick zu behalten und beständig nicht nur die Bedeutungsebenen in der Sozialsituation, sondern auch die materiellen und ideologischen Interessen auf Produzenten- und Konsumentenseite zu reflektieren und – ganz wichtig – zu hinterfragen.
Was wünschen Sie sich für die Ernährung der Zukunft?
Ökologische Verantwortung und politische Maßnahmen, die das unterstützen.
Mit welchen Ernährungsthemen beschäftigen Sie sich ganz aktuell?
Die Kulinaristik des Kindes
Wovon hängt aus Ihrer Sicht gutes Essen ab?
Gute Qualität, gute Gesellschaft, gekonnte Zubereitung
Wie würden Sie Ihre Ernährungsvision beschreiben?
Eine Ernährungsweise, die den Ressourcen des Planeten angepasst ist.
