Britta Renner
Britta Renner ist Professorin für Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie an der Universität Konstanz und Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), stellvertretende Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMBL), Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bürgerrat des Deutschen Bundestages „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“ sowie Co-Sprecherin des DFG-Exzellenz-Clusters EXC 2117 „Collective Behavior“.
Ihre Forschungsschwerpunkte sind die psychologischen Determinanten des Ernährungs- und Gesundheitsverhaltens sowie die Entwicklung mobiler Interventionen zur Verhaltensänderung. Zudem adressiert sie die sozialen Aspekte des Ernährungsverhaltens, untersucht u.a. den Einfluss von Gruppendynamik auf das Essverhalten. Als hoch relevantes Forschungsthema kommt die Nachhaltigkeit hinzu, sowohl im Bereich Mobilität als auch der Ernährung. Forschungsfragen im Kontext Ernährung sind hierbei die psychologischen Aspekte bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen oder bei der Gestaltung von fairen Ernährungsumgebungen. Subjektive Risikowahrnehmung und Risikokommunikation komplettieren ihre Forschung zum Gesundheitsverhalten.
Ihre Auffassung von Kulinaristik in einem Satz:
Essen ist ein sehr faszinierendes und komplexes Verhalten mit vielfältigen Auswirkungen auf uns und die Umwelt und zugleich eine unserer häufigsten sozialen Aktivitäten.
Welche der Themen, mit denen Sie sich bisher beschäftigt haben, berühren kulinaristische Perspektiven? Worum geht es da?
Als Psychologin beschäftige ich mich mit der grundlegenden Frage, warum wir essen, was wir essen. Ausgehend von dieser Basisfrage ergeben sich je nach Betrachtungsebene vielfältige weitere Forschungsfragen, z. B. wie kann das Ernährungsverhalten mittels Interventionen langfristig verbessert werden? Welchen Einfluss hat Gruppendynamik auf das Essverhalten? Wie kann die Ernährungsumgebung so gestaltet werden, dass es uns leichter fällt, uns nachhaltiger zu ernähren?
Welchen Beitrag kann die kulinaristische Perspektive auf das alltägliche Essverhalten Ihrer Meinung nach leisten?
Essen ist mehr als bloße Energie- und Nährstoffzufuhr. Die Art und Weise, wie wir uns ernähren, hat nicht nur direkte Auswirkungen auf die individuelle Gesundheit, sondern auch im Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz, soziale Aspekte und Tierwohl. Die psychologische Perspektive in meiner Forschung soll fundierte Daten für die Transformation des Ernährungsverhaltens liefern – sowohl auf der individuellen Ebene im Bereich Primärprävention als auch auf der globalen Ebene im Bereich nachhaltige Ernährung.
Was wünschen Sie sich für die Ernährung der Zukunft?
Faire Ernährungsumgebungen, die es uns leichter machen, uns nachhaltiger zu ernähren.
Mit welchen Ernährungsthemen beschäftigen Sie sich ganz aktuell?
Kommensalität
Wovon hängt aus Ihrer Sicht gutes Essen ab?
Prozess und Produktqualität, Zubereitung, Schönheit des Essens, des Ambientes
Wie würden Sie Ihre Ernährungsvision beschreiben?
Mein Wunschbild ist, dass es uns gelingt, unsere Ernährung nachhaltiger zu gestalten, indem wir nicht nur Verhaltensziele formulieren und kommunizieren, sondern uns auch die Umgebungen anschauen, in denen das Verhalten stattfindet. Wir brauchen faire Ernährungsumgebungen, die nachhaltigeres Verhalten für uns einfach macht und Essen mit Freude verbindet.