Ines Heindl

Ernährungswissenschaftlerin

Ihre Auffassung von Kulinaristik in einem Satz:

Essen IST Kommunikation.

Welche der Themen, mit denen Sie sich bisher beschäftigt haben, berühren kulinaristische Perspektiven? Worum geht es da? 

Essen ist ein „soziales Totalphänomen“ (Marcel Mauss 1923). Grundbedürfnisse   des Essens und Trinkens werden zu Handlungen und dem Ausdruck einer kulturtragenden Kommunikation. Als kulturelles Gedächtnis prägen sie das Zusammenleben der Menschen in Alltag und Festtag. Diese Komplexität erfasst und vermittelt die Kulinaristik (lat. culina = die Küche). Theorie und Praxis der vielfältigen Bedeutungen von Essen, Ernährung und Gastlichkeit im Aufbau der Esskulturen dienen der Verständigung zwischen den Menschen und im Leben des Einzelnen. Im Rahmen meiner qualitativen Forschung haben mir die Menschen in den Interviews ihre Essgeschichten anvertraut. Ich bin bis heute auf der Suche nach Diskursebenen von Essen und Kommunikation: Wie erzählen sich die Menschen essensmäßig durch das Leben und spiegeln dabei die unterschiedlichen Kulturen?

Welchen Beitrag kann die kulinaristische Perspektive auf das alltägliche Essverhalten Ihrer Meinung nach leisten?

Der multidisziplinäre Blick der Kulinaristik eröffnet wirkungsvolle Handlungsebenen von Essen und Ernährung, die das alltägliche Verhalten der Menschen prägen.

Was wünschen Sie sich für die Ernährung der Zukunft?

Das Thema Ernährung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen! Und dennoch zeigen sich auch in wohlhabenden Ländern nur bedingt gesundheitsfördernde Perspektiven. Die Ausgaben für ernährungsmitbedingte Krankheiten steigen weiter und belasten das Gesundheitswesen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass eine ernstzunehmende Politik der Ernährungs- und Gesundheitsbildung zum Kurswechsel führt.

Mit welchen Ernährungsthemen beschäftigen Sie sich ganz aktuell?

Ich erforsche das erzählte Leben in den Essgeschichten der Menschen, denn: „Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält“ (Max Frisch 1964).

Wovon hängt aus Ihrer Sicht gutes Essen ab?

Der sozio-kulturelle Raum führt Menschen in gemeinsam erlebten Essanlässen zusammen. Wenn dann die Rahmenbedingungen einer gesunden Ernährung gegeben sind, ohne dass sie an den Tischen der Gemeinschaft diskutiert werden müssen, so zeigt sich die Atmosphäre eines guten Essens.

Wie würden Sie Ihre Ernährungsvision beschreiben?

Essen ist Reden mit anderen Mitteln! Das Verständnis dieser Narrative an den Tischen der Gemeinschaft eröffnet den gesellschaftlichen Wandel von einer wirtschaftlichen Vormachtstellung hin zu Essordnungen der Zugehörigkeit.

Welche für die Kulinaristik relevante Internetseiten können Sie empfehlen?

https://ines-heindl.de

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