Wir über uns

Wer sind wir?

Wir sind ein 2008 ins Leben gerufenes, wissenschaftliche Fächer und verschiedene Branchen übergreifendes Netzwerk der Kultur- und Lebenswissenschaften in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins, verankert in der Metropolregion Rhein-Neckar und deutschlandweit aufgestellt. Unser Name ist abgeleitet von lat. culina, die Küche. Die Namenwahl spiegelt Bewertungen des kulturellen Stellenwerts der Küche, wie sie auch von Ethnologen wie Claude Lévi-Strauss, Richard Wrangham und anderen formuliert wurden. Unsere Mitglieder werden gewählt. Sie kommen aus unterschiedlichen Disziplinen, Branchen und Heimatregionen. Die meisten von ihnen – derzeit zählt das Forum rund 50 Mitglieder – sind Wissenschaftler, Praktiker der Kulturarbeit, der Wirtschaft und der beruflichen Weiterbildung

Das Forum fördert sowohl die disziplinäre und branchenspezifische als auch die interdisziplinäre und branchenpraktische Arbeit der Kulinaristik und wahrt in der Veranstaltungsplanung die Selbstständigkeit seiner Mitglieder. Insofern kann das Netzwerk auch als Kompetenz-Zentrum oder Cluster, im Sinne der Unternehmensorganisation auch als Holding oder als Orchester beschrieben werden, dessen Mitglieder ihre Instrumente im Interesse eines möglichst guten Zusammenspiels möglichst gut spielen.


Wofür stehen wir?

Wir stehen für die Annahme, dass Essen und Trinken sowohl Grundbedürfnisse als auch kulturtragende Kommunikationsformen und Zeichensysteme, Wirtschaftsbereiche und konstitutive Faktoren der kulturellen Gedächtnisse sind, die in ihrer Gesamtheit unseren Alltag und unseren Festtag in einem so hohen Maße prägen, dass man Essen und Trinken ein soziales Totalphänomen genannt hat (Marcel Mauss). Kulturen definieren sich eben nicht nur über ihre rechtlichen, sprachlichen, sozioökonomischen und politischen Systeme, sondern auch über ihre Essensordnungen.

Wir stehen ebenso für die Einsicht, dass Essen und Trinken als Handlungsvollzüge an einen identischen Körper gebunden sind, also nicht vertreten oder delegiert werden können und, da jede Speise zu einem Symbol werden kann, der Akt des Essens und der Akt der Stiftung von Bedeutungen und Werten unmittelbar miteinander verbunden sind.

Wir stehen ferner für die Erkenntnis, dass das Essen als Handlung und Institution infolge dieser Verschränkung zweier Akte eine kulturierende Bedeutung für den Aufbau der Person und für die Verständigung zwischen den Menschen erlangt, in der es zum Spiegel, zum Ausdruck und zum Regulativ sozialer Verhältnisse und damit zu einem Politikum ersten Ranges wird.

Wir stehen des Weiteren für die Einsicht, die kulinarische Bildung der Menschen sei zugleich als kulturelle Bildung zu begreifen und die vielfältigen Bedeutungen des Essens im Aufbau der Kultur(en), im Zusammenleben der Menschen und im Leben des Einzelnen im Interesse der Lebensqualität möglichst vielen Zeitgenossen seien entsprechend zu verdeutlichen.

Auf dieser Basis stehen wir schließlich für die Einsicht, dass der komplexe Gegenstand des Essens und der Gastlichkeit nur interdisziplinär und im Rahmen wechselseitiger Aufklärung von Theorie und Praxis besser verstanden und in einer verständlichen und angemessenen Sprache vermittelt werden kann.

Die wichtigsten Dimensionen der Kulinaristik visualisieren wir im Modell  dreier konzentrischer Kreise: Der innerste Kreis repräsentiert die Notwendigkeit zu essen und zu trinken (Nutrition). Darum wirken Natur- und Ernährungswissenschaftler sowie Mediziner im Kulinaristik-Forum mit. Der zweite Kreis steht für die Kulturen. Sie machen aus dem Reich der Notwendigkeit ein Reich der Vielfalt von Speisen und Getränken, von Regeln, Zeichen, Normen, Ritualen, Redeweisen oder Symbolen. Der dritte und umfassendste Kreis repräsentiert die Gastlichkeit. Sie gehört zu den ältesten Konzepten, mit denen Menschen ihr Zusammenleben regeln; sie hält die Vielfalt der Menschen, Völker und Kulturen kommunikativ zusammen, sie ist das Rahmenthema der Kulinaristik.